Überraschungstüte Ungarn
Land Nummer fünf auf unserer Radreise überraschte uns mit seiner prunkvollen Architektur, dem gut ausgebauten Radwegenetz und bescherte uns auch sonst viele unvergessliche Momente. Aber nun einmal von Anfang an.
Am ersten Tag campten wir in der Nähe der Stadt Györ versteckt zwischen ein paar Feldern. Durch den vielen Regen standen auf dem Trampelpfaden noch sehr viele große Pfützen und somit genossen wir an diesem Abend die Gesellschaft hunderter, wenn nicht tausender Mücken. So kamen unsere schicken Moskitonetze auch mal zum Einsatz (siehe Foto)!
Nachdem wir noch einmal zwei Tage auf der slowakischen Seite der Donau verbrachten, ging es wieder zurück nach Ungarn und es sollte wieder eine denkwürdige Nach im Zelt werden. Zuerst quälten wir uns aber eine steile Straße hinauf, um die Burg Visegrad zu besuchen. Die Anstrengung hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn von dort oben hat man wirklich eine herrliche Aussicht auf das Donauknie, dass sich durch die grüne Landschaft schlängelt.
Als wir dann gegen Abend nach einem passenden Platz für unser Zelt suchen, werden wir nicht wirklich fündig, da nach wie vor alles nass war. Ein Blick auf den Regenradar lässt uns leicht panisch werden, denn ein großes Gewitter ist im Anmarsch. Wir radeln schnell ins nächste Dorf und fragen rum, wo wir unser Zelt aufstellen können. Die einzige Antwort, die wir erhalten, ist der Spielplatz. Das wäre eigentlich nicht unsere erste Wahl gewesen, aber da mittlerweile die schwarzen Wolken immer näher kommen, nehmen wir es so hin und bauen in Windeseile unser Zelt auf.
Gerade noch rechtzeitig! Denn schon beim Aufbau geht ein heftiger Sturm los und bald fängt es an, richtig doll zu regnen und zu gewittern. Stundenlang können wir nicht aus dem Zelt raus. Als sich der Regen endlich beruhigt, machen wir uns bettfertig und kuscheln uns in unsere Schlafsäcke. Erholsamen Schlaf sollen wir aber erst einmal nicht bekommen, denn von ca. 22 bis ein Uhr telefoniert jemand lautstark direkt vor unserem Zelt – auf einem Spielplatz!
Trotz der Müdigkeit geht es am nächsten Tag motiviert weiter, denn wir erreichen unser aktuelles großes Ziel: Budapest! Auf dem Weg machen wir noch einen kleinen Stopp in Sentendre, einem netter Urlaubsort mit jeder Menge Souvenirläden und bunten Häusern.
Bei bestem, frühsommerlichen Wetter kommen wir in der Stadt an und beziehen unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Wie gut es sich anfühlt, nach ein paar Nächten draußen in eine Wohnung zu kommen. Wir sind so dankbar, ein richtiges Bett, eine Dusche und sogar eine kleine Küche zu haben.
Die nächsten zwei Tage steht Sightseeing auf dem Programm. Wir erkunden Budapest mit dem Rad und klappern die Sehenswürdigkeiten ab: Parlament, Fischerbastei, Margeriteninsel, und so weiter. Die Architektur ist wirklich beeindruckend und bietet unendlich viele Fotomotive.
Natürlich muss in so einer Stadt auch die Café- und Restaurantszene ausgecheckt werden. Obwohl es einige vegane Lokale gibt, hat uns hier, bis auf ein wirklich nettes Bistro, nichts vom Hocker gehauen. In den meisten veganen Läden gab es nur Fast-Food wie z.B. Burger, was nicht unbedingt unser Fall ist.
Ein Highlight unserer Zeit in Budapest war das Treffen mit Amanda und Adam aus Australien. Die beiden hatten wir schon ein paar Tage vorher auf dem Donauradweg getroffen und uns in der Hauptstadt verabredet. Wir verstanden uns auf Anhieb super und hatten jede Menge Gesprächsstoff. Amanda hat sich vor Kurzem als vegane Ernährungsberaterin selbstständig gemacht und gibt Kochkurse. Das war für mich super interessant und inspirierend. Wir saßen draußen in einem Biergarten und verbrachten ein paar schöne und lustige gemeinsame Stunden. Das berühmte Budapester Nachtleben ließen wir aus, denn wir wollten fit sein für die Weiterreise.
Was auch auf unserer To-Do-Liste stand, war die weitere Routenplanung. Schon seit Tagen zerbrachen wir uns den Kopf darüber, ob wir weiter der Donau folgen oder querfeldein durch die Puszta Richtung Rumänien radeln sollten. Nach einigem Hin und Her fiel unsere Wahl auf Letzteres. Der flache Donauradweg wurde uns langsam langweilig und der Reiz der mystischen Karpaten war einfach zu groß.
Es folgten noch ungefähr 150 Kilometer entlang der Donau Richtung Süden, bevor wir nach Osten in die Weiten der ungarischen Region Puszta abbiegen sollten. Einmal aus der Großstadt herausgefahren, ging es erst einmal wieder durchs Grüne am Wasser entlang.
Für die Nacht im Zelt fanden wir einen tollen Spot, im Trockenen, mit relativ wenig Mücken und vor Allem komplett allein. Wir genossen bei absoluter Stille den Sonnenuntergang und verbrachten eine ungestörte Nacht im Zelt.
Aber bereits am nächsten Tag sind schon wieder Gewitterwolken im Anmarsch und zwingen uns, mal wieder eine Unterkunft zu nehmen. In der kleinen Stadt Kalosca finden wir ein günstiges Apartment, das wir gleich für zwei Tage buchen, denn es sollen auch am nächsten Tag starke Unwetter über die Region ziehen.
Es war definitiv die richtige Entscheidung, denn es donnert heftig und es kommt auch wieder sehr viel Regen herunter. In der Stadt gibt es auch nicht viel zu sehen, außer dem Paprikamuseum, was wir uns nicht anschauen.
Am darauffolgenden Tag sind wir froh, wieder in der Natur zu sein und sind gleich etwas übermütig: wir wählen einen kleinen Waldweg statt der asphaltierten Straße und bleiben nach ein paar Metern im Matsch stecken. Und werden wieder einmal von Mücken attackiert. Bis jetzt definitiv das unangenehmste Erlebnis der Reise, an das wir uns noch lange erinnern werden! Vince flucht, denn erst in Budapest wenige Tage zuvor hatte er die Fahrräder geputzt.
Nach einer Expressreinigung an der Tankstelle finden wir dann aber noch einen schönen Spot zum Campen und ausnahmsweise bleibt es an diesem Abend auch mal trocken. Gut gelaunt radeln wir am nächsten Tag weiter durch die flache Landschaft und genießen die kilometerweiten Aussichten auf von Mohnblumen gespickte Wiesen, Felder und Wälder. Und die ganze Zeit rollen wir auf Radwegen, müssen also nicht auf den Verkehr achten, einfach super entspannt.
Noch ein Stop in Szeged, einer Stadt unweit der rumänischen Grenze, und wir erreichen unser sechstes Reiseland, auf das wir schon sehr gespannt sind.