Die ersten Tage im Sattel

Wir hatten nicht ohne Grund den ersten Mai als Starttermin gewählt; wir dachten, das ist ein guter Zeitpunkt, die Temperaturen werden endlich milder, es regnet weniger und wir fahren Richtung Süden, also quasi dem schönen Wetter entgegen, in den Sommer hinein. Von wegen! Gleich in den ersten Tagen unserer Reise wird uns klar: es kommt doch oft anders als gedacht!

Am großen Tag der Abfahrt aus Berlin haben wir tatsächlich Glück und die Sonne scheint bei fast 20 Grad. Als wir uns von unserer Wohnung im Prenzlauer Berg Richtung Mitte bewegen, wird uns klar, dass die halbe Stadt abgesperrt ist – stimmt, es ist ja heute der erste Mai und es finden zahlreiche Demos statt. Das hatten wir nicht einkalkuliert. Aber egal, wir kennen die Stadt mittlerweile gut genug und fahren im Zickzack Richtung Süden gen Stadtrand. Wir passieren das Ortsausgangsschild und jetzt ist uns definitiv klar: die Reise hat begonnen! Ein Jahr voller Abenteuer liegt vor uns.

Wir radeln also bei allerschönstem Frühlingswetter durch Brandenburg und finden abends einen passablen Platz für unser Nachtlager. Die erste Nacht im Zelt! Zugegeben, die Nacht war ziemlich kalt und als wir am nächsten Morgen nach draußen schauen, ist es düster und dunkle Regenwolken sind im Anmarsch. Wir beschließen, erst einmal loszuradeln und abzuwarten, wie sich das Wetter entwickelt. Leider ziehen die Wolken nicht ab und es regnet immer wieder. Dazu noch die Kälte. Schnell wird klar: wir brauchen eine Unterkunft für die Nacht. Also telefonieren wir mit gut zehn Hotels in der Umgebung, bis wir endlich ein Zimmer ergattern können. So haben wir uns den Start unserer Reise nicht vorgestellt!

Zudem sprengt das wirklich sehr einfache Hotelzimmer direkt zu Beginn unser Budget. Aber eine weitere Nacht in der nassen, eisigen Kälte kam nicht in Frage. Zum Glück hatten wir die Gewissheit, am nächsten Tag in Dresden anzukommen, wo wir bei meinen Verwandten übernachten würden. Der dritte Tag war dann tatsächlich wunderschön: Kurz nach Bad Liebenwerda erreichten wir den Elberadweg und rollten im Trockenen bis nach Meißen. Dort machten wir Mittagspause und schauten uns die niedliche Altstadt an. Dann ging es weiter nach Dresden, wo wir herzlichst empfangen wurden und ein paar schöne Stunden mit der Familie verbrachten. Später trafen wir uns noch mit einem Freund, der uns seine Stadt bei einem abendlichen Spaziergang zeigte. Wir ließen den Tag mit einem Drink ausklingen und fielen todmüde ins Bett. Immerhin sind wir in den letzten drei Tagen bereits über 200 Kilometer geradelt!

Weiter ging es entlang des Elberadwegs Richtung Tschechien. Als wir auf der verzweifelten Suche nach einem geeigneten Platz zum Campen erfolglos bleiben, suchen wir online nach einem offiziellen Campingplatz und werden schnell fündig. Allerdings rechnen wir nicht damit, dass wir bereits heute unsere erste große Herausforderung meistern müssen. Um zu besagtem Campingplatz zu gelangen, müssen wir nämlich eine durch Hochwasser zerstörte Straße passieren und Steigungen bis 15 % überwinden. Endlich angekommen, wusste niemand Bescheid, obwohl wir reserviert hatten. Nach einer kurzen Phase der Verwirrung – wir dachten zwischenzeitlich, dass wir uns mit der Adresse geirrt hatten – durften wir dann unser Zelt aufstellen.

Wieder mal eine kalte Nacht, aber wir sind voller Motivation, denn am nächsten Tag steht unsere erste Landesgrenze an: wir erreichen Tschechien! Was wir dort erleben, erfährst du im nächsten Artikel…