Bei Regen und Sturm entlang der Atlantikküste durch Spanien und Portugal

 

Mitte Februar kommen wir per Fähre am südlichsten Punkt des europäischen Festlands, in Tarifa, an. Ein intensiver Monat in Marokko liegt hinter uns und wir wollen uns ein wenig Ruhe gönnen, bevor es weiter am Atlantik entlang Richtung Portugal geht. Dafür eignet sich das relaxte Surferstädtchen perfekt. Entspannte Atmosphäre, nette Cafés und ein unendlich langer Strand, der zum ausgedehnten Spazierengehen einlädt.

Nach einem Ruhetag in Tarifa geht es an der Küste entlang Richtung Westen. Wir radeln langsam, denn das straffe Programm in Marokko hat uns viel Kraft gekostet. Jetzt kommt der Frühling und wir wollen einfach nur genießen. So fahren wir ganz gemütlich auf dem brandneuen asphaltierten Radweg und erfreuen uns an der ungewohnten Ruhe hier. Die Atlantikküste ist ganz anders als die Costa del Sol, wo wir vor unserer Marokko-Runde unterwegs waren. Westlich von Tarifa kommen wir an wilden, weiten Sandstränden vorbei, die zum Teil fast menschenleer sind. Keine Bettenburgen, kein tosender Verkehr.

Am zweiten Tag kommen wir in Conil de la Frontera an, wo wir zum ersten Mal in Spanien (nach insgesamt ca. drei Monaten im Land) auf einem Campingplatz übernachten. Zugang zu fließend Wasser und Strom zu haben ist zwar praktisch, aber wir übernachten doch lieber draußen in der Natur. Als nächstes geht es nach El Puerto de Santa Maria, eine hübsche kleine Stadt in der Nähe von Cadiz. Hier machen wir einen Tag Pause, da wir einen Videocall mit einer alten Bekannten von Vince haben. Katou ist eine französische Reisebloggerin und hat uns eingeladen, gemeinsam eine Folge ihres Podcasts aufzunehmen. Natürlich blieb es nicht bei den geplanten 30 Minuten für die Episode und wir verquatschten den ganzen Nachmittag und tauschten uns über unsere Reiseabenteuer aus. Die Podcastfolge findet ihr hier.

Dann ging es weiter Richtung Sevilla. Wir waren hier bereits vor vielen Jahren im Urlaub und wollten die Großstadt auf der Radreise eigentlich nicht noch einmal besuchen, aber um weiter nach Westen zu kommen muss der Fluss Guadalquivir überquert werden und das ist erst auf der Höhe der Flamencostadt möglich (es gibt auch eine Fähre weiter südlich, die an einem Strand anlegt, was für uns mit unseren schwer beladenen Rädern samt Anhänger kilometerlanges Schieben bedeutet hätte und darauf hatten wir keine Lust). Glücklicherweise haben wir eine spontane Zusage über Warmshowers erhalten und wir durften sogar das ganze Wochenende bei Juan verbringen. Was für ein riesiges Glück wir hatten, wurde uns aber erst später bewusst, als wir feststellten, dass wir genau zum Sevilla Marathon in der Stadt sind und so gut wie alle Unterkünfte ausgebucht sind! Sevilla ist wirklich eine wunderschöne Stadt, aber auch sehr, sehr touristisch. Wir sind also froh, nach ein paar Tagen die Menschenmassen hinter uns zu lassen und wieder in ländlicheren Gegenden unterwegs zu sein.

Gemütlich geht’s im Schneckentempo westlich des Flusses nun wieder Richtung Küste. Wir fahren entspannte 30-40 Kilometer pro Tag und halten an, wo es uns gefällt. Wir finden sogar mal wieder einen richtig schönen Platz zum Campen in einem Olivenhain. Und auch das Wetter spielt mit. Bis jetzt. Denn kurz vor Huelva fängt es an zu schütten wie aus Eimern. Und die Vorhersage für die kommenden Tage sieht düster aus: Regen und Sturm in der gesamten Region. Wir buchen kurzerhand einen einfachen Bungalow auf einem Campingplatz für die nächsten zwei Nächte, schließlich werden es drei. Zu diesem Zeitpunkt hoffen wir noch, dass der Frühling bald Einzug hält im südlichen Europa und wir wieder richtig durchstarten können. Die darauffolgenden Wochen werden uns noch eines Besseren belehren…

Nun heißt es aber erst einmal: in die Pedale treten und ab nach Portugal. Da für den Abend schon wieder starker Regen gemeldet ist, beeilen wir uns und buchen direkt für die erste Nacht in Portugal eine Unterkunft. Wir kommen gerade noch im Trockenen im Hotel an und es war sogar noch Zeit für einen schnellen Stopp bei Lidl. Ich liebe es ja, in einem neuen Land die Supermärkte auszuchecken und zu vergleichen. Nach insgesamt über drei Monaten in Spanien muss ich sagen: der portugiesische Lidl lohnt sich! 😅 Es gibt Tofu in verschiedenen Varianten, drei (!) Sorten veganes Pesto, und und und… Das Abendessen ist jedenfalls gesichert.

Tags darauf geht es bei regnerischem und kühlem Wetter weiter an der Küste entlang Richtung Olhao. Trotz der mittelmäßigen Wetterverhältnisse gefällt uns die Gegend total gut. Die Küste ist weitestgehend naturbelassen und der Radweg Eurovelo 1 gut in Schuss. Holzstege ermöglichen das Radeln mitten durch die zahlreichen Lagunen und Feuchtgebiete. Leider lädt das Wetter aber absolut nicht dazu ein, in dieser Idylle ein Päuschen einzulegen. Lieber in der kleinen Markthalle von Olhao Schutz vor Regen und Wind suchen. Hier wird tolles lokales Obst und Gemüse, Nüsse und hausgemachte Marmelade zu günstigen Preisen angeboten. Diese typischen Märkte findet man in Portugal in fast jedem Ort, was uns total gut gefallen hat.

Nächster Stopp ist Albufeira. Normalerweise würden wir die Touristenhochburg wohl eher meiden, aber wir haben eine Einladung von Verwandten von Vince erhalten, die wir natürlich gern angenommen haben. So verbringen wir zwei Tage mit Alain und Marie-Pierre und lassen uns die schönsten Strände der Umgebung zeigen. Zwischendurch kommt sogar mal die Sonne raus. Dann geht’s für uns weiter Richtung Westen weiter durch die wunderschöne Algarve. Das Wetter wird nicht besser und so kommen wir während der gesamten Zeit an der portugiesischen Südküste nicht einmal zum Campen. Aber es gibt etwas, worauf wir uns sehr freuen: Meine Eltern machen Urlaub an der Südwestalgarve und wir werden ein paar Tage gemeinsam dort verbringen. Die Pause wird uns gut tun und vielleicht wird es Mitte März endlich etwas trockener und wärmer…

Eine ganze Woche bleiben wir in Sagres, machen ausgedehnte Spaziergänge an der schroffen Küste, gehen lecker essen und Vince und mein Papa nehmen an einem Surfkurs teil. Nach dem Abschied wollen wir an der Küste entlang Richtung Norden. Viel haben wir über die Rota Vicentina, ein Fernwander- und Radweg durch den Nationalpark Costa Vicentina, gehört. Es soll eine der schönsten Routen in Portugal sein. Los geht’s mit 50 km/h Gegenwind. Ganze 35 Kilometer schaffen wir an diesem Tag und stellen seit Langem mal wieder das Zelt auf. Immerhin ist es trocken. In der Nacht nimmt der Wind langsam ab und so verbringen wir eine relativ ruhige Nacht. Dann gibt es wieder den üblichen Regen-Sonne-Mix mit mäßigem Wind. Nicht toll, aber es gibt definitiv Schlimmeres.

Die kommenden Tage wird das Wetter wieder so schlecht, dass wir uns Unterkünfte buchen und zweimal Zwangspause einlegen müssen. Einmal in der Stadt Sines, der Geburtsstadt von Vasco da Gama, das andere Mal in Setúbal bei Lissabon, wo wir von Paulo eingeladen werden. Es schüttet mal wieder stundenlang und nachts stürmt es mit Böen von über 100 km/h. Wir sind so dankbar, dass Paulo uns großzügig angeboten hat, eine zweite Nacht zu bleiben. Als wir weiter nach Lissabon radeln, sehen wir auf der Straße mehrmals umgefallene Bäume und Strommasten. Das Unwetter muss echt ziemlich heftig gewesen sein.

Dann kommt die nächste Herausforderung: zu unserer Unterkunft in Lissabon gelangen. Die Hauptstadt wollten wir auf unserer Radreise eigentlich ausfallen lassen, da wir beide schon zweimal hier waren und uns bekannt ist, dass es nicht die fahrradfreundlichste Stadt ist (leichte Untertreibung 😏). Aber unser Laptop ist in Marokko kaputt gegangen und die einzige Möglichkeit, ihn während der Reise zu reparieren, ist in Lissabon. So rumpeln wir über Kopfsteinpflaster durch die Stadt der sieben Hügel, schlängeln uns vorbei an überfüllten Straßenbahnen und kommen schließlich in unserer – leider etwas enttäuschenden – Unterkunft an. Nach zwei Tagen ist der PC repariert und weiter geht’s: Wir folgen jetzt nicht weiter der Küste entlang dem Eurovelo 1, sondern fahren landeinwärts. Denn wir haben mal wieder eine Einladung. Diesmal geht es zum Bruder eines ehemaligen Kollegen, der mit seiner portugiesischen Frau auf dem Land in Zentralportugal wohnt. Wir werden herzlich empfangen, bekocht und dürfen eine zweite Nacht bleiben. Das nehmen wir dankend an, denn der Weg von Lissabon bis hierher war super anstrengend: Wir haben weiterhin mit Regen und Wind zu kämpfen (natürlich Gegenwind 🙄) und viele Straßen sind wegen Überschwemmungen gesperrt, sodass wir mehrmals umkehren und große Umwege fahren müssen.

Nach der kurzen Erholungspause bei den beiden geht es mit selbstgemachter Marmelade im Gepäck wieder Richtung Küste. Vince möchte in Nazaré  einen weiteren Surfkurs machen. Das Wetter macht mit, wir haben zum ersten Mal in Portugal einen kompletten sonnigen Tag mit angenehmen Temperaturen um die zwanzig Grad. Abgesehen vom Surferstrand können wir der Stadt nicht viel abgewinnen und so radeln wir weiter Richtung Norden voller Neugier, was die nächsten Tage so bringen werden. Hoch bis nach Porto wollen wir, bevor wir die Küste verlassen und in die Douroregion fahren werden.

Tatsächlich können wir dreimal hintereinander im Zelt schlafen, bevor der nächste große Regen kommt. Zweimal entscheiden wir uns aus logistischen Gründen für einen Campingplatz und wir sind positiv überrascht über die niedrigen Preise. Wir zahlen in der Nebensaison inklusive Hund um die 10 EUR zu zweit! In Spanien im Februar war es dreimal so viel! Außerdem ist wenig los hier Ende März, immerhin sind wir schon recht weit im Norden des Landes, wo es generell weniger touristisch zugeht als an der südlichen Algarve. Auf dem Weg gen Norden treffen wir Lara aus der Schweiz. Sie ist wie wir nach einer langen Reise zurück auf dem Weg Richtung Heimat. Natürlich haben wir uns viel zu erzählen und wir hoffen, uns in Porto noch einmal wiederzusehen.

Bevor wir Porto erreichen, sind wir für eine Nacht bei Sam und Francesca eingeladen. Wie so oft, werden wir gut bekocht und verbringen einen netten Abend mit inspirierenden Gesprächen zusammen. Am nächsten Tag lassen wir es ruhig angehen: Nur eine kleine Etappe von etwas über zwanzig Kilometern bis Porto steht uns bevor. Und kurz bevor wir die Stadt erreichen passiert es: Vincents Fahrradständer bricht ab. So ein Mist! Andererseits sind wir überrascht, dass er überhaupt so lange gehalten hat, bei dem ganzen Gewicht, dass er seit fast zwei Jahren trägt. Unsere Mission für Porto steht fest: einen neuen Ständer besorgen. Es soll sowieso mal wieder nur regnen, da können wir den Tag auch in Fahrradläden verbringen.

Als wir den letzten Hügel zu unserer Unterkunft hochstrampeln, entdecken wir auf einmal ein bekanntes Gesicht: Lara ist gerade zu Fuß unterwegs und besichtigt die Stadt. Was für ein schöner Zufall! Wir verabreden uns für den Abend in einer Weinbar und wir kümmern uns nun erst einmal um unsere To-Dos. Waschsalon und Fahrradständer. Letzteres wird sich noch als große und nervenaufreibende Herausforderung entpuppen. Weiterhin ohne Radständer, aber mit sauberen Klamotten treffen wir uns abends wie ausgemacht mit Lara und haben einen super lustigen Abend zusammen. Schade, dass sich unsere Wege gleich am nächsten Tag wieder trennen: wir fahren in die Berge, wo Bekannte von Vince uns in ihr Ferienhaus eingeladen haben und für Lara geht es wegen der (schon wieder oder immernoch??) schlechten Wetterverhältnisse mit dem Zug direkt weiter nach Spanien.

Drei Bike Shops später hat Vince immer noch keinen Fahrradständer und wir quälen uns über Kopfsteinpflaster und bei heftigem Regen die Hügel des Douro auf und ab. Als wir nach drei Tagen klitschnass und völlig fertig in besagtem Ferienhaus ankommen, können wir unser Glück kaum fassen: eine komplett ausgestattete Quinta (Landhaus) mit riesigem Garten und neu angelegtem Infinitypool mit Blick über die Weinberge wartet auf uns. Und wir dürfen sogar die komplette Woche hier bleiben und haben das Haus ganz für uns alleine! Einziger Haken: der nächste Supermarkt liegt sieben Kilometer entfernt unten am Ufer des Douro. Die Strecke ist jedoch wunderschön mit traumhaften Ausblicken und so rosten wir während der Pausentage zumindest nicht komplett ein.  

Es ist mittlerweile April und zwischendurch schaut sogar kurz einmal der Frühling vorbei. Das ändert sich aber ganz schnell wieder. Als wir weiter Richtung Norden, Richtung Spanien fahren, wird es wieder windig, kalt und regnerisch. Mit dem Campen wird es erstmal nichts und Unterkünfte in der Gegend zu finden, ist gar nicht so einfach. Kurz vor der Grenze machen wir in dem hübschen Städtchen Chaves Halt, das mit seiner Lage am Fluss Corgo und seinem mittelalterlichen Stadtkern mit zahlreichen Cafés und kleinen Läden zum Verweilen einlädt. Da aber wieder starke Unwetter angesagt sind, müssen wir uns beeilen, um sicher in unserer für die Nacht gebuchten Unterkunft anzukommen. Das klappt nicht ganz; heftige Windböen erwischen uns und dann fängt es auch noch an wie verrückt zu hageln. So hatten wir uns den Frühling auf der Iberischen Halbinsel sicher nicht vorgestellt!

Einmal im Trockenen angekommen, verlängern wir direkt um eine Nacht, da sich das Wetter nicht bessern wird. Am übernächsten Tag soll es zumindest vormittags trocken bleiben, sodass wir uns früh aufmachen, um die eintausend Höhenmeter schnell hinter uns zu bringen und in der nächsten Unterkunft anzukommen. Diesmal ein schmuddeliges Hotel mit griesgrämigem Empfang direkt an der Nationalstraße. Auch hier werden wir (leider) zwei Nächte verbringen, da ein plötzlicher Wintereinbruch uns am Weiterradeln hindert. Trotz anhaltenden Schneefalls wagen wir uns nach dem gezwungenen Pausentag in unserem zehn Quadratmeter Hotelzimmer raus und machen weiter. Noch einen Tag hätten wir es dort nicht ausgehalten! Also geht es bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und bei leichtem Schneefall weiter Richtung Nordosten.

Wir verbringen die Nacht in dem malerischen Städtchen Puebla de Sanabria. Bevor es am nächsten Morgen wieder auf die Räder geht, machen wir eine kleine Besichtigung im Schnelldurchlauf. Hübsch rausgeputzt sind die kleinen Straßen im süßen Stadtzentrum, die nach oben zur Festung führen. Von dort hat man einen tollen Blick auf die schneebedeckte Landschaft. Wir stellen fest, dass es hier ziemlich touristisch ist. Kein Wunder, der Ort befindet sich auf dem bekannten Jakobsweg, der jährlich von abertausenden Pilgerern ganz oder teilweise zu Fuß bezwungen wird. Auf den kommenden hunderten Kilometern Richtung Frankreich werden wir noch zahlreichen Wanderern auf dem „Camino de Santiago“ begegnen.

Es ist Ostern und wir sind nun nicht mehr in Galizien, sondern in Castilla y Leon, die nächste spanische Region auf unserem Weg zurück Richtung Berlin. Am Ostersonntag lässt sich mal die Sonne blicken und wir radeln auf einer wenig befahrenen Straße gemütlich Richtung Burgos, unser nächstes größeres Ziel. Das Wetter bleibt weiter unbeständig; Nach einem sonnigen Tag gibt es wieder Starkregen. Zum Glück mangelt es auf dem Jakobsweg nicht an Unterkünften. Die Landschaft wird eintöniger, mit viel Ackerland, und wir staunen über die Pilgerer, die wochenlang, zum Teil monatelang, stoisch ihren Weg Richtung Santiago de Compostela gehen. Manchmal wird es auf dem Fahrrad schon anstrengend, über fünfzig oder hundert Kilometer immer nur die gleiche Einöde zu sehen. Aber zu Fuß? Das muss mental eine krasse Herausforderung sein und davor haben wir größten Respekt. Andererseits sind wir froh, den Camino in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, denn uns kommen so unglaublich viele Wanderer – und auch einige Radfahrer – entgegen, sodass wir uns nur annähernd vorstellen können, wie voll es in Santiago am Ende des Weges sein muss.

Beim Einfahren in Burgos bestaunen wir die mächtige Kathedrale, die wir passieren, um zu unserer zentral gelegenen Unterkunft zu gelangen. Bald sind wir im Baskenland und dann ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Frankreich, wir sind also quasi schon fast zu Hause. 😉 Burgos gefällt uns richtig gut, die Stadt ist sehr grün und hat eine angenehme Atmosphäre. Auf dem Weg dorthin konnten wir immer wieder Blicke auf die beeindruckenden Picos de Europa, ein Hochgebirge in Nordspanien, erhaschen. Gern hätten wir dort den ein oder anderen Pass bezwungen. Nun wollen wir aber auf direktestem Weg Richtung Heimat und nach Spanien kommen wir sicher nochmal. Schon jetzt träumen wir manchmal von kürzeren Radreisen mit leichtem Gepäck. 😅

Von Burgos aus geht es Richtung Vitoria-Gasteiz, die 120 Kilometer entfernte Hauptstadt des Baskenlands. Wegen starken Gegenwinds schaffen wir allerdings nur gute vierzig Kilometer und landen in einem kleinen Dorf, wo wir super spontan eine Zusage von Warmshowers Host Rober bekommen. Wir sind mal wieder überwältigt von der unglaublichen Gastfreundschaft, die uns entgegengebracht wird. Obwohl Rober bereits einen Fußballabend mit Freunden geplant hat, dürfen wir bei ihm übernachten und werden auch direkt zur Party eingeladen. Wir können endlich mal wieder unser Spanisch aufbessern und probieren Wein aus eigener Herstellung. Das Landhaus, in dem wir übernachten, hat sogar einen eigenen Weinkeller. Armin ist auch bestens unterhalten, denn Freunde von Rober haben ihre zwei Hunde mitgebracht. Was für ein Tag: mittags noch fluchend gegen den Wind angekämpft und dann den Abend mit fünf uns bis dato völlig unbekannten Menschen verbracht.

Am nächsten Tag ist es regnerisch, aber der Wind hat etwas nachgelassen. Vitoria-Gasteiz ist ganz anders als Burgos, weniger spektakulär, weniger touristisch. Und genau das gefällt uns. Keine Must-Sees, aber trotzdem alles da, was man braucht. Von dort aus geht es für uns durch die baskischen Berge Richtung Küste. Wieder haben wir mit starkem Wind zu kämpfen, der uns zum Teil von den Rädern zieht. Die zweite Etappe wird weitaus angenehmer: bei leichtem Wind radeln wir auf einem gut ausgebauten Radweg durch malerische baskische Dörfer und sogar eine Pause in der Sonne ist drin. Die Nacht verbringen wir wieder bei einem netten Gastgeber, diesmal allerdings im Zelt auf einem perfekten Rasen. Zum Abschied bekommen wir sogar eine Flasche selbstgemachten Cider geschenkt; Mit dem können wir am nächsten Tag auf unser zweijähriges Radreise-Jubiläum anstoßen.

Und so sitzen wir am Abend des ersten Mai 2025 auf dem Bett in einem Hotelzimmer in San Sebastian und trinken den spritzigen Apfelwein nach genau zwei Jahren unterwegs. Nun trennen uns nur noch wenige Kilometer von der französischen Grenze und uns wird bewusst, dass sich unsere Reise langsam dem Ende neigt…