Bulgarien - Kindheitserinnerungen am Schwarzen Meer


Am 22.06.2023 überqueren wir die Grenze von Rumänien nach Bulgarien in der Stadt Ruse. Wir entscheiden uns spontan, eine Nacht hier zu bleiben, denn es ist bereits Nachmittag und wir möchten uns noch die Stadt anschauen. Zum Glück finden wir ein günstiges Guesthouse, was für diese Nacht noch frei ist.

Abends gehen wir essen und es ist hier tatsächlich noch günstiger als in Rumänien. Gestärkt und ausgeruht geht es am nächsten Tag landeinwärts, wir wollen die nächsten drei Tage, bis wir an der Küste in Varna ankommen, wildcampen. Wir suchen uns kleine Straßen aus, auf dem Weg gibt es keine besonderen Sehenswürdigkeiten – abgesehen von der angeblich größten Moschee Bulgariens in Schumen – aber ab und zu gibt es ein paar schöne Aussichten und wir kommen an unzähligen Kirschbäumen vorbei. Und es ist gerade Saison – juhuuu! Unsere ersten selbstgepflückten Früchte auf der Reise 😊

Auch mit den Campingspots haben wir im Inland von Bulgarien Glück. Da die Gegend, in der wir unterwegs sind, sehr ländlich ist, finden wir immer ein ruhiges Plätzchen. Einmal sogar direkt neben einem blühenden Lavendelfeld – wunderschön! An der Küste soll sich die Campingsituation schlagartig ändern.

Die Einfahrt nach Varna ist fordernd. Uns war nicht bewusst, dass die Stadt SO groß ist. Aber wir werden belohnt! Mit tollen Stränden und einer angenehmen, lebendigen Stadt, wo man es sich gut gehen lassen kann. Am Meer angekommen, müssen wir einfach einen Pausentag einlegen, um den Strand, auf den wir uns so lange gefreut haben, zu nutzen.

Außerdem besuchen wir noch die Altstadt mit der Kathedrale, den römischen Thermen und schlendern über einen kleinen Obstmarkt. Viele nette Cafés und Terrassen zieren die kleinen Gassen und wir lassen uns zur Erfrischung eine hausgemachte Lavendellimonade schmecken.

Ab jetzt fahren wir an der Küste entlang und machen Halt, sobald uns ein Strand gefällt. Erstmals in Bulgarien landen wir auf einem Campingplatz direkt am Meer. Dort treffen wir Agnes, die mit ihrem Mann schon seit Jahren mit dem Fahrrad reist und jetzt gerade „nur mal eine kleine Tour“ von Deutschland nach Bulgarien unternimmt.

Wildcampen gestaltet sich an der Küste recht schwierig, da die Strände entweder mit Hotels oder offiziellen Campingplätzen besetzt sind. Es ist mittlerweile Ende Juni und mehr und mehr Urlauber reisen an.

Bevor wir in Nessebar ankommen, eine Halbinsel mit uriger Altstadt, welche als UNESCO Welterbe gilt, müssen wir unsere anspruchsvollste Etappe in Bulgarien überwinden. Da uns der Verkehr und die nicht vorhandenen Radwege auf den Hauptstraßen zu anstrengend werden, entscheiden wir uns an diesem Tag für eine Offroad-Strecke.

Es geht direkt sehr steil und steinig los und schon nach den ersten paar hundert Metern sind wir völlig durchgeschwitzt. Dafür gibt es aber tolle Ausblicke am Kap Emine, was uns Antrieb gibt für die nächsten, holprigen Kilometer. Der Zustand des Wegs ist wirklich grenzwertig, wir müssen zwischendurch schieben, weil die Steine und Löcher einfach zu groß sind.

Immer wieder werden wir aber mit tollen Meerblicken belohnt und können in der Ferne schon die langen Sandstrände vom Touri-Hotspot Sunny Beach erkennen. Dort werden wir auch die Nacht verbringen, weil wir nach dieser abenteuerlichen Tour einfach keine Kraft mehr haben, noch weiter zu radeln.

Wir buchen also ein Zimmer im günstigsten Hotel, das wir finden können und wollen uns einfach nur von den Anstrengungen des Tages erholen. Als wir das Zimmer betreten, entspricht es überhaupt nicht der online Beschreibung. Wir gehen zur Rezeption und fragen nach, ob wir eventuell das falsche Zimmer zugewiesen bekommen haben.

Hätten wir bloß nicht gefragt! Es artet in eine Diskussion aus und es wird uns sogar gedroht, uns rauszuwerfen. Sowas haben wir noch nie erlebt! Wir akzeptieren wohl oder übel das Zimmer, es ist ja nur für eine Nacht. Jetzt noch einmal alle Taschen herunter tragen und die Räder packen, dafür haben wir einfach keinen Nerv mehr.

Am nächsten Tag besichtigen wir dann das berühmte Städtchen Nessebar und bei mir werden Kindheitserinnerungen wach. In den Ruinen der Altstadt spielte ich als kleines Kind mit meiner Schwester. Die Sommerferien verbrachten wir mit meinen Großeltern oft in Bulgarien und es war ein echtes Highlight, diese Orte nach so vielen Jahren wieder zu sehen.

So schön die Stadt auch ist, für unseren Geschmack ist es zu touristisch und zu voll.  Also radeln wir weiter über kleine Landstraßen vorbei an Sonnenblumenfeldern Richtung Burgas, wo wir die kommende Nacht verbringen werden.

Um meinen Geburtstag zu feiern, haben wir uns für drei Nächte ein schickes Hotel in einem kleinen Wald in der Nähe der Küste gebucht und es war wunderbar. Vorher waren wir noch ausgiebig in Burgas einkaufen, wo es sogar einen Bioladen mit unendlich vielen veganen Produkten gab. Happy Birthday to me! An meinem Geburtstag haben wir einfach nur entspannt, den Spa Bereich und den Pool genutzt, gelesen und lecker gegessen. Und natürlich mit der Familie telefoniert. Dann nochmal ein Tag am Strand und weiter geht’s.

Wir beschließen, noch nicht landeinwärts Richtung türkische Grenze zu fahren und verlängern unseren „Strandurlaub“ noch ein bisschen und fahren weiter Richtung Süden. Durch das malerische Künstlerörtchen Sozopol, wo wir Hanna und Felix treffen, die von Leipzig bis hier hin geradelt sind und weiter nach Primorsko.

Nochmal zwei Nächte, bevor es dann aber wirklich in die Türkei geht. Wir genießen nochmal die Küste und entdecken tolle, naturbelassene Strände. Wir haben viele Höhenmeter vor uns und haben es lange hinausgezögert, aber nun machen wir uns auf und freuen uns riesig auf die Türkei und unser nächstes großes Ziel: Istanbul.