Auf dem Greenway von Prag nach Wien


Am fünften Tag unserer Reise überquerten wir bereits die erste Landesgrenze von Deutschland nach Tschechien. Was für ein tolles Gefühl! Für uns beide ein neues Land (ich war nur einmal für ein verlängertes Wochenende in Prag gewesen), eine neue Sprache, eine andere Währung. Jetzt hatten wir das Gefühl, dass unser Radreise-Abenteuer so richtig begonnen hat.

Wir fahren noch ein paar Kilometer auf dem flachen Elberadweg, bevor wir einmal querfeldein radeln, um eine „Abkürzung“ durch eine sehr hügelige Landschaft zu nehmen. Durch Wälder und kleine Dörfer ging es auf über 500 Meter hoch mit Steigungen von 10 %. Für uns Berliner, die bislang maximal durch Brandenburg oder einmal an die Ostsee geradelt waren, war das eine ganz schöne Herausforderung und ein Vorgeschmack auf die weiteren Etappen in Tschechien.

Aber bevor wir auf dem Radfernweg „Greenway“ Mittel- und Südböhmen entdecken, machen wir ein paar Tage Halt in Prag, wo wir uns von der ersten großen Etappe unserer Reise erholen möchten. Vor der Ankunft in der Hauptstadt werden allerdings unsere Nerven und unsere Geduld zum ersten Mal so richtig auf die Probe gestellt. Wir hatten bereits von Berlin aus eine Unterkunft in einem Vorort von Prag gebucht. Den Abschluss der ersten Woche auf dem Rad wollten wir feiern und freuten uns schon, für ein paar Tage ein Dach über dem Kopf zu haben. Nachdem wir uns steile Hügel hinauf gequält und durch die Vorstädte von Prag navigiert hatten, waren wir heilfroh, endlich an der angegebenen Adresse angekommen zu sein, wo sich unser Zuhause für die kommenden drei Nächte befinden sollte. Doch weder die Haustür, noch unser Gastgeber war auffindbar. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, ihn zu erreichen, wandten wir uns an den Kundenservice der Buchungsplattform, über die wir das Zimmer reserviert hatten. Leider alles ohne Erfolg. Der gute Mann war einfach nicht erreichbar und wir sollten nie wieder etwas von ihm hören.

So waren wir also gezwungen, uns spontan eine Bleibe in Prag zu suchen. Am Feiertagswochenende im Mai. Natürlich gaben wir mal wieder viel mehr Geld aus, als eingeplant war, aber was blieb uns anderes übrig? Wir wurden fündig und checkten in einem einfachen Hotel im Stadtzentrum ein, das allerdings noch gut 10 Kilometer von unserem aktuellen Standort entfernt war. Nun hatten wir uns die Erholungspause in Prag aber wirklich verdient!

Wir verbrachten drei wunderschöne Tage in der goldenen Stadt, spazierten über die weltbekannte Karlsbrücke, flanierten auf dem Wenzelsplatz in der Altstadt und schauten uns natürlich auch den beeindruckenden Hradschin, die weltweit größte zusammenhängende  Festungsanlage, ausgiebig an. Was uns besonders an Prag gefallen hat, dass man so gut wie alle Sehenswürdigkeiten vom Zentrum aus zu Fuß erreichen kann.

Selbstverständlich probierten wir uns auch durch die vegane Foodszene der Stadt und wurden das ein oder andere Mal positiv überrascht. Am meisten in Erinnerung geblieben ist uns das Eaternia, weil es dort neben sehr leckerem Essen auch noch eine richtig coole, rockige Playlist gab. Mehr über die kulinarischen Entdeckungen auf unserer Reise findest du hier.

Hochmotiviert stiegen wir nach drei Pausentagen wieder auf unsere Räder und rollten entlang der Moldau Richtung Süden aus der Stadt heraus. Es sollte, wie oben schon erwähnt, über den sogenannten Greenway von Prag nach Wien gehen. Knapp 500 Kilometer lagen vor uns. Wir radelten zwischen Feldern und Waldstücken, die immer wieder durch verschlafene Ortschaften unterbrochen wurden. Ungefähr alle zwei Kilometer tauchte hinter einem Hügel wieder ein Dorf auf, was das Wildcampen etwas erschwerte, da wir gern ungesehen bleiben. Es klappte dennoch für ein paar Tage und dann kam er wieder, der Regen. Es war mittlerweile Mitte Mai, aber die Mischung aus Nässe, Kälte und Wind fühlte sich eher wie November an. Also ging es wieder auf Zimmersuche. Glücklicherweise waren die Preise in dieser Region deutlich erschwinglicher als in Deutschland oder der Hauptstadt Prag. So ging es also von einem kleinen Städtchen ins Nächste, immer auf der Suche nach einem Plätzchen im Trockenen. Bis zur nächsten Grenzüberquerung nach Österreich änderte sich wettertechnisch leider nichts…